Die „Struvenburg" bei Benzingerode

Über diese ehemalige Burganlage ist nur sehr wenig bekannt. Vermutlich ist der Name von dem Adjektiv „struf = struppig, uneben, abzuleiten, was auch von einer unbekannten Quelle unterstützt wird.

Die Burganlage befindet sich unmittelbar östlich von Benzingerode auf einem isoliert west-östlich ziehenden Kalksteinrücken, der sich in einer Mulde gegen das Dorf herabsenkt. Der Aufstieg zur Burg erfolgte von der westlichen Seite (Dorfseite) her. Während auf der Südseite (zum Harzwald hin) ein Steilabhang mit einer Neigung von 60° einen natürlichen Schutz bot, wurden die übrigen Seiten durch gradlinige Wälle mit vorgelegten Gräben geschützt.

Die noch heute erkennbaren Wälle lassen deutlich die zwei nebeneinander liegenden rechteckigen Burganlagen erkennen, von denen die östliche auf Grund des im Westen davor liegenden tieferen Grabens und des höheren Walles als Hauptburg aufzufassen ist. Die Maße der Hauptburg betragen 70x 100 m, die der Vorburg 50 - 70 x 135 m.
Ein weiteres Vorwerk mit einer Länge von ca. 70,00m liegt auf dem äußeren westlichen Hang des Höhenrückens. Die Struvenburg war eine für den Harz typische Wallburg.

Stübner, ein Chronist des Fürstentums Blankenburg, beschreibt 1788 die Lage der Struvenburg folgendermaßen:
„Wenn man den Berg von der Nordseite besteigt, sieht man auf geringer Höhe Überreste von Mauerwerk in Abteilungen, weiter hinauf Merkmale von der Umzäunung eines
Gartens, noch höher hinauf einen Graben mit Mauerwerk. Gegen Morgen (Osten) sieht man einen längeren Graben und Spuren eines großen Gebäudes und Turmes, weiterhin mehrere Gebäudeabteilungen von einem Graben umzogen. Von dieser Stelle ersteigt man die größte Höhe des Berges, wo die Burg gestanden.
Der Schlossplatz war mit vielen Gebäuden bebauet und von einer Mauer umfasst gewesen."

Über das Alter der Burg gibt es keine genauen schriftlichen Unterlagen. Bedingt durch den rechteckigen Grundriss sowie einiger Funde lässt sich das Alter ungefähr
bestimmen. Paul Grimm, Berlin, vertritt die Meinung, dass mit den auf der Struvenburg gemachten Oberflächenfunden aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit sowie auch z.T. aus der Kaiserzeit die Struvenburg zuerst eine mehr oder weniger befestigte Höhensiedlung war. Es gibt Scherbenfunde, die sich nicht genau datieren lassen. Es muss offen bleiben, ob sie ins
8. oder 9. Jahrhundert gehören und vielleicht ein Überbleibsel einer flüchtigen Anwesenheit sächsischer Krieger im Verlauf des Sachsenkrieges Karls d. Großen waren.
E. Schafranek, Wanderheft Nr. 77, Blankenburg und Umgebung, schreibt über das Alter der Burg, dass sie eine fränkische, viereckige Fluchtburg mit großer Bodenfläche war und schon um 7oo u. Zt. entstanden sein soll. Er vertritt die Meinung, dass die Burg 300 Jahre später aufgegeben wurde, nachdem im 10. Jahrhundert die Ottonen die nahe Derenburg erbaut hatten. Eine andere Quelle berichtet, dass die Ritter von Benzingerode bis ins 13. Jahrhundert auf der Burg residiert hätten, bevor sie zum Unterhof zogen.


Wappen der Ritter von Benzingerode
W. Grosse weist in einem Beitrag daraufhin, dass die Struvenburg älter als die Burgen von Wernigerode und Blankenburg sein muss.
Seit etwa 800 dürfte dann eine ständige Besiedlung und höchstwahrscheinlich auch die damit verbundene Errichtung der Doppelrechtecksburg anzunehmen sein. Ein besonderer Fund war ein Sporn aus Bronze mit einer eisernen Spitze. Solche Bronzesporne kamen in fränkisch - alemannischen Gräbern als Grabbeigabe vor, aber höchstens nur bis zur Zeit Karls des Großen. Einen weiteren Hinweis auf die Karolinger gibt es durch weitere Funde, die in der Nähe der Burg gemacht wurden. Beim Roden unter dem Hauptwall fand man im Bereich des Eingangstores Pfostenlöcher aus der Burganlage, weiterhin zwei lanzenförmige Pfeilspitzen aus Eisen. Ebenfalls fand man auch Steinbeile und eine Tüllenaxt. Auch die am Fuße der Anlage gefundene Scheibenfibel mit einer figürlichen Darstellung in farbigem Zellenschmelz entspricht der karolingisch -ottonischen Zeit.

Abschließend kann man sagen:
Die Burg könnte eine Anlage aus der Zeit der Karolinger sein, da die Funde zeitlich in das 9. Jahrhundert einzuordnen sind. Durch die anderen Funde, die eindeutig sächsischen Ursprungs sind, ist nicht auszuschließen, dass der Burganlage, wie sie im 9. Jahrhundert war, ein Vorgängerbau vorausging und eine noch ältere Zeitansetzung möglich ist.
Über die Bedeutung der Burg ist nichts Näheres auszusagen. Durch ihre strategische Lage, die Burg lag dicht an einer wichtigen Straßenkreuzung, kam wahrscheinlich der Anlage in der damaligen Zeit eine besondere militärische Bedeutung zu, besonders im Zusammenhang mit der Unterwerfung der hier ansässigen sächsischen Bevölkerung durch die Franken.


Quelle: Fritz Schlimmer Blankenburg