Die Steinbearbeitungen am Goslarer Klusfelsen sind zeitlich verschieden einzuordnen. Die heutige Gestaltung sieht GRIEP als im wesentlichen im Zuge der beginnenden Romantik um das Jahr 1800 erfolgt. Stellenweise erscheint der Fels nicht als gewachsen, sondern wie künstlich eingesetzt. (12) Aus den vorhandenen Spuren ergibt sich, daß der untere Felsenraum sehr viel älter ist als der obere Kapellenraum. Die Sage stellt die erstmalig 1167 urkundlich erwähnte im Felsen eingerichtete Kluskapelle als Andachtsstätte der Kaiserin Agnes dar, also als erst in christlicher Zeit entstanden. Aber schon der Name des Klosters St. Peter auf dem nahen Petersberg deuet auf einen älteren Ursprung. "Die Felsenkapelle ist nicht wie die späteren Anlagen nach Osten, sondern mehr nach Norden orientiert. Die Eigenart ihrer Anlage wie auch die der gesamten Oertlichkeit erinnert zweifellos an die Externsteine mit ähnlich kapellenartigen Einbauten." (THIELEMANN) ''Der Volkskundler wird in den Sagen von Christophorus, die fraglos im vorchristlichen Germanentum verwurzelt sind, von der blauen Blume und den im Berge schlafenden Kaisern, von den Riesen und Zwergen, dem Hakelmann im Klusteich, besonders auch aus der Sage von der diebischen Elster wichtige Anhaltspunkte für die Beurteilung der Frühzeit (des Klusfelsens ) finden." (Harzer Heimatland) (13)

Neben dem Eingang zur Kluskapelle befindet sich in der Felswand eine vermauerte Öffnung, die so klein ist, daß sie nicht als Fenster gedient haben kann. Dieser Öffnung gegenüber, innerhalb der Kapelle, ist eine Wandfläche ebenfalls vermauert. Dahinter schließt sich ein nicht mehr zugänglicher Gang bzw. Hohlraum an. Hier wird eine astronomisch-kultische Bedeutung vermutet.

Bis vor wenigen Jahren gab es rituelle Zusammenkünfte der Zigeuner am Klusfelsen. (14) "Diese Zigeuner, die, als Nachkommen der von den Wotanisten zur Kreuzigung von Baldur­-Krestos aufgehetzten Jöten, mindestens einmal in ihrem Leben zur Buße nach Goslar kommen mußten, wurden von einem Zigeunerprimas oder Baron angeführt. Er trug bei diesem Treffen einen Stab mit den neun Gesetzeszeichen" schreibt MUND (15). An der Madonnenfigur in der Kapelle, die eine starke energetische Ausstrahlung gehabt zu haben scheint, legten die Zigeuner Zettel mit ihren Wünschen und Bitten ab. (16) Vom Felsen rieben sie sich Sand ab, den sie in kleinen Behältnissen bei sich trugen. Die vor einigen Jahren stattgefundenen "Renovierungsarbeiten" an der Klus haben der Anlage teilweise mehr geschadet als genützt, da bestimmte Felsteile unter Beton verschwanden.

(12) Nach einer der Sagen zur Klus hatten Zwerge das Kind eines Riesen in ihre unterirdische Wohnung entfiihrt, worauf diese mit einem Steinwurf den Höhleneingang zerstörten.

(13) Klusfelsen (wo heute die evang. Jugend von St. Stephani in Goslar nach dem Osterwasserholen eine Andacht mit Feuer abhält) und Petersberg sind in Kirchenbesitz. Auf dem nahen Osterfeld findet heute - in zeitlicher Nähe zur Sommersonnenwende - das Goslarer Schützenfest statt. Früher fand es am Peter- und Paulstag (29. Juni) statt. - Der Petersfels mit Quelle und vorgeschichtlichen Funden bei Wemigerode ist, als kleine Enklave, ebenfalls in Kirchenbesitz. [Anm. 5/2006: Letztere Information ist mit Vorsicht zu genießen. Diese Information soll in einem Zeitungsartikel aus den 30er Jahren stehen, der mir nicht vorliegt]

(14) Zuletzt belegt bei Eva RAUB: Der Klusfelsen von Goslar (Video), 1993

(15) Über einen Besuch am Klusfelsen mit Wiligut berichtet WINKLER-DECHEND (in LANGE: Weisthor): "Er erzählte uns von deren neun 'Geboten’: die aber uralte Symbole seien und nichts mit den '10 Geboten' der Juden zu tun hätten. (...) Als wir dann auf der Klus waren, zeigte die junge Führerin uns aber Leuchter, auf denen untereinander neun römische Ziffern standen und sagte dazu, diese symbolisierten die Gebote der Zigeuner (...) Die Zigeuner kämen immer zu Hochzeiten, Taufen oder dergleichen auf die Klus und zündeten dann die Leuchter an! Der Oberst (Wiligut) hatte uns vorher erzählt, daß jeder Zigeuner einmal im Leben auf der Klus gewesen sein müßte. "

(16) In der Kapelle befindet sich eine Nachbildung des Hans Witten zugeschriebenen Originals von etwa 1500.

 

Quelle: Harzsammler